Samstag, 26. Januar 2013

Sollte die Gleichberechtigung nicht von beiden Seiten ausgehen? - Kopie vom 29.11.2010


Ich sehe, höre und lese seit Alice Schwarzer von Frauen, die sich (sicherlich nicht zu Unrecht) wegen Unterdrückung und Diskriminierung beklagen, obwohl es, neben Mitbürgern mit Migrationshintergrund, genügend andere gesellschaftliche Gruppen und Minderheiten gibt, die benachteiligt werden. Darunter sogar, man stelle sich vor, Männer. Als erstes denkt man bestimmt auch an Homosexuelle. Mir fallen zuerst gewisse Fraktionen aus sog. Nerds (ich meine "echte"), Freaks, schwächeren und unscheinbaren Abweichlern ein, die zum allgemeinen Mobbingopfer ihres Umfeldes auserkoren werden. Letztere haben keine öffentliche Stimme, keine Front, keine Vereinigung, hinter der sie sich schützen und Gehör verschaffen können.

Vielleicht ist vielen Menschen nicht bewusst, dass sich dahinter nicht immer die einseitige Geschlechterdiskriminierung verbirgt, sondern eine häufig in Schulen stattfindende Benachteiligung von beispielsweise sexuell äußerst Unattraktiven - unabhängig vom "Gender"! Denn wenn ich ehrlich bin, kann ich mir so etwas bei Alice eher als eine Wurzel ihrer Probleme vorstellen, wenn ich mir in meiner Zeitung nur mal die Fotoreihe über sie von jungen bis zu aktuellen Jahren ansehe (das meine ich jetzt nicht, um sie zu beleidigen). Diese mögliche Ursache betrifft aber beide Geschlechter - sehr wohl zum Trotz der Tatsache, dass man solche alltäglichen Benachteiligungen nur oder sehr viel stärker auf seiner eigenen Seite wahrnimmt!
Die Überschrift weist in eine andere Richtung, daher mache ich mal einen Schlenker zurück zum Thema Gleichberechtigung im Sinne Alice's. Was bedeutet das? Kann mir irgendjemand erklären, was sie oder man allgemein unter dieser Gleichberechtigung im Detail zu verstehen hat? Keine Angst, ich bin kein Gegner der Gleichberechtigung.

Bisher gingen Emanzen immer davon aus, dass es nur auf Frauenseite Nachholbedarf hierbei gibt und das bis in die 90er wahrscheinlich zurecht. Vor dieser Zeit kann ich es nicht mehr nachvollziehen. Wenn Gleichberechtigung heute aber bedeutet, dass Frauen alle Rechte und Privilegien der Männer erhalten, in privater Rollenverteilung aber noch heimlich unter dem Tisch die Leine an ihrem Mann kurz halten und die Hosen anhaben, und zu dem auch noch althergebrachte Privilegien der Dame aus alter Zeit beibehalten dürfen, dann glaube ich, läuft da irgendwas aus dem Gleichgewicht.
Die Dame will noch immer Vortritt, Handkuss, Gepäckträger, Recht auf Lügen, ein Gratis-Dinner beim ersten Date und den "ersten Schritt" vorweg genommen bekommen? Diese althergebrachten Privilegien sollen für sie noch bestehen bleiben, obwohl sie heute nahezu vollständig gleichberechtigt und in Jugendjahren nicht selten selbstbewusster als ihr Pendant ist?

Es ist ja wunderbar, wenn selbst in den Berufen, die bis vor drei Jahren noch durch und durch reinste Männerdomäne waren, heute mehr und mehr Frauen tätig werden. Es freut mich wirklich. Umgekehrt vollzieht sich ein Wandel mit Männern in reinen Frauendomänen aus meinen Erfahrungen nur sehr schleppend. Es gibt Frauenquoten, die vorschreiben, wie groß der Anteil an Frauen in manchen Branchen oder Ebenen zu sein hat, ungeachtet der konkurrierenden Kompetenz und Qualifikation. Darüber kann man aus betriebswirtschaftlicher Sicht natürlich streiten - hier und jetzt aber erst mal nicht.
Berufe werden sicher auch von Kindheit an für bestimmte Gruppen schmackhaft gemacht. Tabus lassen sich heute zwar brechen. Doch gehindert oder abgeschreckt wird man, da muss ich die Damen der Schöpfung verteidigen, mehr von der vorlauten Männerseite (wieder nur erfahrungsgemäß).

Bei der Selbstverwirklichung ist es wie mit der Religionsfreiheit. Die Freiheit ist zwar da, aber nicht immer die nötige Toleranz. Unsere Grundverfassung garantiert uns nun seit über 60 Jahren umfassende Freiheiten und Recht auf Selbstverwirklichung, nur hängt die dazu nötige Toleranz hier und da hinterher. Der Mensch hat halt von Natur aus ein begrenztes Maß an Toleranz für seine soziale Umwelt. Daher wird das Thema Gleichberechtigung, wie übrigens auch Thema Integration, nie ganz vom Tisch sein. Man sollte nur ab und an Bilanz ziehen und den Kurs neu festlegen, damit das ganze nicht zu weit in eine Richtung abdriftet.
Wie eine Kurve, die sich nach einer Refraktärphase einpendelt, bis ein Gleichgewicht gefunden ist. Vielleicht erlebe ich ja mal den Tag, an dem Frauen genauso oft "den ersten Schritt" machen und ich auch mal von irgendeiner zu einem Eis eingeladen werde - bin ja bescheiden.



Updates:

Wenn Mädchen und Frauen Hosen tragen, ist das heutzutage ein völlig selbstverständliches Bild, das die "Gender" geprägt hat. Wenn Mädchen mit Autos und Robotern spielen, Indianer oder Pirat sein wollen, mit Jungs abhängen, Männerberufe ausüben, usw. ... dann sieht man das anders als noch in den 60ern sogar als wünschenswert. Sehr vielen Männern sind solche Frauen sogar sympathischer.
Doch wie schaut es umgekehrt aus? Wie werden Männer wahrgenommen, die mit Puppen spielen, ein rosa Auto fahren, nur mit Frauen rumhängen, Ballet tanzen, Gleichgeschlechtliche küssen, etc? Der Verlust der Männlichkeit wird da als beschämend von Männerseite her angesehen und weniger toleriert.
Das ist das, was man als begrenzten Entwicklungsraum für Jungs aus pädagogischer Sicht kritisiert und zu ändern versucht - bislang aber ohne Erfolg im Gegensatz zur Frauengleichberechtigung.

Das ganze wurzelt zum Teil auf die Gene und Hormone zurück, viel mehr werden diese naturbedingten Unterschiede erst in der Erziehung und Umgebung verstärkt. Darüber habe ich hier gerade einen brandaktuellen und passenden Zeitungsartikel, um zu zeigen, dass ich nicht alleine diesen "Schwachsinn" verzapfe, wie es mal eine fanatische Emanze ausdrückte ("wir Frauen haben es immer tausend mal härter als ihr"):
> Die Freiheit des Mädchenalltags
Der Artikel ist leider recht oberflächlich. Vor etlichen Monaten fand ich umfangreichere Artikel aus sozialwissenschaftlicher Sicht zu diesem Thema. Im Vorjahr hätte man mich mit meiner Meinung noch nicht ernst genommen, aber nun glaube ich, dass sich die öffentliche Wahrnehmung um diese Rollenunterschiede ändern bzw. anpassen wird.

Zum Schluss noch ein mehr oder weniger aufheiterndes Schmankerl, was den Status der Frauen-Diskriminierung in den 70ern (?) mal zum Vergleich zu heute zeigt. Ich meine, an jedem Klischee ist ja was dran, aber das so im Fernsehen anzugehen und darzustellen wie hier... :-D
> Der siebte Sinn


Neulich im Kino musste ich an diesen Blog zurückdenken. Da lief ein Werbespot, der für den Beruf des Erziehers warb. Mit einem männlichen Pfleger, der mit Begeisterung über seine Rolle erzählte und was einem der Beruf gibt und was er fordert. Der Spot sollte offensichtlich eine Ermutigung für Männer sein.
Nach dem Spott vernahm ich von der Frau, die sich mit ihrem Kind neben mir im Sitz breit machte, ein spöttisches Prusten, dem die süffisante Bermerkung folgte: "So weit kommt's noch."

1 Kommentar:

  1. Update:

    http://www.theeuropean.de/birgit-kelle/5743-foerderung-von-frauen-am-arbeitsmarkt

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