Sonntag, 27. Januar 2013

Misanthropisches Gedankengut (Teil 1) - Tagebuch vom 25.7.2010

Überzeugte Philanthropen sollten vorgewarnt sein und besser nicht weiterlesen. Es gibt schließlich Standpunkte in der Gesellschaft, die sich von der (menschlichen) Natur geprägt so weit auseinander entwickeln, dass man von unüberbrückbaren Differenzen sprechen kann.

Die Fakten zur Loveparade-Panik muss ich nicht nennen, die bekommt heute wohl jeder mit. Wie schlimm das ist, steht außer Frage. Doch kann es sein, dass wir immer nach Sündenböcken und Verantwortlichen suchen? Klar, hätten die Veranstalter anders entscheiden können, hätten die Politiker... und hätten, hätten, hätten... doch wieso müssen wir unsere eigene Mitverantwortlichkeit als Teil der Gesellschaft (und jeweiliger Teil dieser Katastrophe) immer voll und ganz den Organisatoren, Planern, Statistikern, etc. geistig unterordnen? Sind wir noch immer so unmündig und unfähig zur Mitkoordination?

Gäste von außerhalb hätten damit wohl nicht rechnen können, doch die Eingeborenen waren vermutlich zum Großteil vorgewarnt über dieses gigantische Platzdefizit (ich durch die Zeitung). Ich habe glücklicherweise dadurch die richtige Konsequenz gezogen, weil ich Verantwortung für mich und andere versuche wahrzunehmen. Doch die Meisten denken immer "Sollen die anderen doch fernbleiben" und bei anderen symptomatischen Problemen unserer Kultur: "Sollen die anderen doch auf ihr Auto verzichten", "Wenn so viele dabei sind, will ich auch!" usw. Aber bei einem Stau mal mit dem Fahrrad zur Arbeit zu fahren (wenn möglich), darauf kommen nur die allerwenigsten... Jeder kennt nur sein individuelles Recht auf Eigennutzen, Freiheit und Selbstverwirklichung, anders als in z.B. asiatischen Ländern, wo man auch eine kollektive Pflicht für den Allgemeinnutzen kennt, wo nötig sich dann unterordnet. So ein Denken ist uns hier fremd und suspekt.

Und die wahre Problematik erkennt noch immer keiner, außer ein bis zwei Ausnahmen um mich herum. Wir sind für unseren Lebensstil zu viele Menschen!
Man sagt in den Medien. "Es war zu wenig Platz für so viele Menschen". Ich sage: "wir waren zu viele Menschen für so wenig Platz!" - das allgemein auch auf andere Platz- und Verkehrsprobleme bezogen. Statt uns selbst verklagen wir lieber Gott, dass er die Welt zu klein für uns gemacht hat. Was fällt ihm auch z.B. ein, im Ruhrpott alles so eng, bergig und mit so vielen Flüssen gebaut zu haben? 


Statt zu verzichten und unsere Bedürfnisse wieder zurückzuschrauben, begehen wir Jamakiri (in Japan für das Abtragen von Bergen), begradigen oder schütten am besten gleich Flüsse zu, bauen Autobahnnetze noch weiter aus, damit auch wirklich jeder mit dem Auto fahren kann, weiten Städte aus, da (schon durch den Verkehr an sich) Muttis ihren Kindern keinen 500m-Fußweg zutrauen und so mit Autos alles zustopfen. Und weil wir mit Zement, Stahl, Beton, Asphalt und Glas immer weiter expandieren müssen, weil alles bisherige nicht reicht! Schließlich zahlt jeder dafür und hat daher ein Anrecht auf alles!!


Und doch gibt es einen kleinen Hoffnungsschimmer, den ich seit einigen Monaten schon in den Augen vieler Menschen sehe. Ich sehe, wie genervt immer mehr Menschen von ihresgleichen sind, wenn sie sich im Supermarkt durchschieben, wenn sie keinen Parkplatz mehr finden und ihr Auto irgendwo unerlaubt in den Weg stellen, wenn ihnen jeglicher Raum zum Atmen genommen wird, weil jeder überall dabei sein will und kann. Noch ist dieser Anflug von innerlichem Begreifen dieser unsagbar unbequemen Wahrheit unterdrückt. Schon ein paar Menschen beklagen das Verkehrsaufkommen beispielsweise in ihrer Heimat, in der sie, wie ich, als Kind noch bedenkenlos auf den Straßen spielen konnten.

Diese Entwicklung kann jeder selber feststellen, doch nur über viele, viele Jahre! Getragen von unserem Egoismus (wie oben vorgeführt) kann man dieses unkontrollierbare Auswuchern unserer dekadenten Zivilisation mit einer Rattenplage oder einem Krebsgeschwür vergleichen. Ich will nichts gegen einige Einzelne sagen. Eine Spezies an sich dagegen ist mir nur solange sympathisch, bis sie zur Plage wird.
Wo bleibt nur die Sintflut oder die für uns noch unaussprechliche Erkenntnis, dass wir für unseren Lebensstandart (mit so platzverschwenderischer Mobilität und so enormen Essens-, Wasser-, Energie- und Ressourcenverbrauch) zu viele Menschen sind?



Ich weiß, das sind sehr harte, aber auch wahre Worte. Zum Thema Überbevölkerung könnte ich sehr viel ausführlicher schreiben (hier ist es ja nur für's Userforum). Seit ein bis zwei Jahren denke ich darüber nach, alles gesammelte Hintergrundwissen dazu aus meinen Studien diverser Fächer mit eigenen Erfahrungen zu einem Buch zu verfassen (wozu ich auch sehr viel Zeit bräuchte). Mal sehen, wer den ersten Stein für meine Steinigung wirft^^.

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