Überzeugte Philanthropen sollten vorgewarnt sein und besser nicht weiterlesen. Es gibt schließlich Standpunkte in der Gesellschaft, die sich von der (menschlichen) Natur geprägt so weit auseinander entwickeln, dass man von unüberbrückbaren Differenzen sprechen kann.
Die Fakten zur Loveparade-Panik muss ich nicht nennen, die bekommt heute
wohl jeder mit. Wie schlimm das ist, steht außer Frage. Doch kann es
sein, dass wir immer nach Sündenböcken und Verantwortlichen suchen?
Klar, hätten die Veranstalter anders entscheiden können, hätten die
Politiker... und hätten, hätten, hätten... doch wieso müssen wir unsere
eigene Mitverantwortlichkeit als Teil der Gesellschaft (und jeweiliger
Teil dieser Katastrophe) immer voll und ganz den Organisatoren, Planern,
Statistikern, etc. geistig unterordnen? Sind wir noch immer so unmündig
und unfähig zur Mitkoordination?
Gäste von außerhalb hätten damit wohl nicht rechnen können, doch die
Eingeborenen waren vermutlich zum Großteil vorgewarnt über dieses
gigantische Platzdefizit (ich durch die Zeitung). Ich habe
glücklicherweise dadurch die richtige Konsequenz gezogen, weil ich
Verantwortung für mich und andere versuche wahrzunehmen. Doch die
Meisten denken immer "Sollen die anderen doch fernbleiben" und bei
anderen symptomatischen Problemen unserer Kultur: "Sollen die anderen
doch auf ihr Auto verzichten", "Wenn so viele dabei sind, will ich
auch!" usw. Aber bei einem Stau mal mit dem Fahrrad zur Arbeit zu fahren
(wenn möglich), darauf kommen nur die allerwenigsten... Jeder kennt nur
sein individuelles Recht auf Eigennutzen, Freiheit und Selbstverwirklichung, anders als in z.B. asiatischen Ländern, wo man auch eine kollektive Pflicht für den Allgemeinnutzen kennt, wo nötig sich dann unterordnet. So ein Denken ist uns hier fremd und suspekt.
Und die wahre Problematik erkennt noch immer keiner, außer ein bis zwei
Ausnahmen um mich herum. Wir sind für unseren Lebensstil zu viele
Menschen!
Man sagt in den Medien. "Es war zu wenig Platz für so viele Menschen".
Ich sage: "wir waren zu viele Menschen für so wenig Platz!" - das
allgemein auch auf andere Platz- und Verkehrsprobleme bezogen. Statt uns
selbst verklagen wir lieber Gott, dass er die Welt zu klein für uns
gemacht hat. Was fällt ihm auch z.B. ein, im Ruhrpott alles so eng,
bergig und mit so vielen Flüssen gebaut zu haben?
Statt zu verzichten und unsere Bedürfnisse wieder zurückzuschrauben,
begehen wir Jamakiri (in Japan für das Abtragen von Bergen), begradigen
oder schütten am besten gleich Flüsse zu, bauen Autobahnnetze noch
weiter aus, damit auch wirklich jeder mit dem Auto fahren kann, weiten
Städte aus, da (schon durch den Verkehr an sich) Muttis ihren Kindern
keinen 500m-Fußweg zutrauen und so mit Autos alles zustopfen. Und weil
wir mit Zement, Stahl, Beton, Asphalt und Glas immer weiter expandieren
müssen, weil alles bisherige nicht reicht! Schließlich zahlt jeder dafür
und hat daher ein Anrecht auf alles!!
Und doch gibt es einen kleinen Hoffnungsschimmer, den ich seit einigen
Monaten schon in den Augen vieler Menschen sehe. Ich sehe, wie genervt
immer mehr Menschen von ihresgleichen sind, wenn sie sich im Supermarkt
durchschieben, wenn sie keinen Parkplatz mehr finden und ihr Auto
irgendwo unerlaubt in den Weg stellen, wenn ihnen jeglicher Raum zum
Atmen genommen wird, weil jeder überall dabei sein will und kann.
Noch ist dieser Anflug von innerlichem Begreifen dieser unsagbar
unbequemen Wahrheit unterdrückt. Schon ein paar Menschen beklagen das
Verkehrsaufkommen beispielsweise in ihrer Heimat, in der sie, wie ich,
als Kind noch bedenkenlos auf den Straßen spielen konnten.
Diese Entwicklung kann jeder selber feststellen, doch nur über viele,
viele Jahre! Getragen von unserem Egoismus (wie oben vorgeführt) kann
man dieses unkontrollierbare Auswuchern unserer dekadenten Zivilisation
mit einer Rattenplage oder einem Krebsgeschwür vergleichen. Ich will
nichts gegen einige Einzelne sagen. Eine Spezies an sich dagegen ist mir
nur solange sympathisch, bis sie zur Plage wird.
Wo bleibt nur die Sintflut oder die für uns noch unaussprechliche
Erkenntnis, dass wir für unseren Lebensstandart (mit so
platzverschwenderischer Mobilität und so enormen Essens-, Wasser-,
Energie- und Ressourcenverbrauch) zu viele Menschen sind?
Ich weiß, das sind sehr harte, aber auch wahre Worte. Zum Thema
Überbevölkerung könnte ich sehr viel ausführlicher schreiben (hier ist
es ja nur für's Userforum). Seit ein bis zwei Jahren denke ich darüber
nach, alles gesammelte Hintergrundwissen dazu aus meinen Studien
diverser Fächer mit eigenen Erfahrungen zu einem Buch zu verfassen (wozu
ich auch sehr viel Zeit bräuchte). Mal sehen, wer den ersten Stein für meine Steinigung wirft^^.
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