Sonntag, 27. Januar 2013

Philosophische Grundlagen - Tagebuch vom 8.3.2010

Denkanstoß (Auszug):
... Man verschafft sich diesen Genuß, indem man in kalter Winternacht ein Bein nackt aus der Decke herausstreckt und es dann wieder einzieht. Gäbe es keine Eisenbahn, die die Entfernungen überwindet, so hätte das Kind die Vaterstadt nie verlassen, man brauchte kein Telephon, um seine Stimme zu hören. Wäre nicht die Schiffahrt über den Ozean eingerichtet, so hätte der Freund nicht die Seereise unternommen, ich brauchte den Telegraphen nicht, um meine Sorge um ihn zu beschwichtigen. ...
Quelle/Kontext: http://gutenberg.spiegel.de/index.php/buch/5472/3

Aus meinem Gedankenstrom gefischt und in die Ergüsse dieses Blogs hineingekippt:
Der Mann denkt oft genauso wie ich schon als Jugendlicher! Da fragte ich mich vor Jahren schon mal, wieso diese populären Philosophen und Psychologen so lange bis heute als genial gelten, wenn ihre Gedanken im Kern doch nichts so Besonderes und Bahnbrechendes zu sein scheinen, und wieso man diese Männer, die doch auch nur mit Wasser gekocht und sich mit den trivialen Dingen um sich herum beobachtend auseinandergesetzt haben - wie ich und viele andere philosophischen Menschen sicher auch, nur mit anderer Wortwahl -, als das Maß aller Dinge stilisiert werden. Weil sie einfach einen höheren Gesellschaftsstand und Einfluss hatten, um Ruhm zu ernten? Damals wie heute gab es mit Sicherheit auch auf deren Feld so etwas wie "Hype". Wenn ich Beobachtungen anstellte, die von solchen unumstößlichen Größen, von denen ich damals nicht mal etwas wußte, postuliert wurden, galt das als Plagiat, als Vermessen, als Blasphemie, mich (unbewußt) mit denen auf eine Stufe stellen zu wollen.

Doch vielleicht muss man sich eingestehen, dass diese Herren Vorreiter mit ihren Erkenntnissen waren, welche heute im Denken und in unseren Sichtweisen verbreitet und in unseren Köpfen verankert sind. Auch wenn man die vermeintlich genialen Köpfe heutzutage nicht kennt, so ist auf Umwegen indirekt über zig medialen Mittlern ihr Weltbild überall eingesickert und hat vielleicht auch mich unbewusst als Kind geprägt. Wer weiß, ob ich als Jugendlicher vor einigen Jahrhunderten zu solchen oft ähnlichen und zu Freud und Co parallelen Erkenntnissen befähigt gewesen wäre. Denn wir sind uns nie bewusst, wie sehr wir nur die Summe unserer Erfahrungen auf dem Grundbaustein unserer Gene sind.

Gedanklichen Ausschweifungen wie diese sind oft der Grund, dass ich für einen Text (Quelle) oder ein Buch zehnmal so lange brauche wie Otto-Normalleser. Ich reflektiere und stelle permanent Verknüpfungen auf, lasse auch Syntax und Sprachstile auf der Zunge zergehen, um sie zu verdauen und aufzunehmen. Das hat zwar rgendwo auch wieder Vorteile, so statarisch statt nur kursorisch zu lesen, doch nur wenn man auch die Zeit hat...

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