Sonntag, 27. Januar 2013

Reflexion eines Community-Außenseiters (Teil 2) - Tagebuch vom 28.3.2010

Bevor ich meinen Bericht fortsetze, muss ich nach neuligem Missverständnis noch mal eines deutlich hervorheben: Ich bin nicht auf der Suche nach einer Partnerin und war es auch zu Beginn der Aktion nicht! Sofern die Partnersuche je mein Anliegen wäre, wären solche Communities garantiert nicht der richtige Ort für mich. Es ist nur manchmal interessant, sich da umzusehen :-).
Abgeneigt gegen neue Kontakte war und bin ich natürlich auch nicht, beschränkte das aber nicht auf Partnerinnen. Lieber suche ich real und direkt in meinem Umfeld nach Kontakten ;-).
Ich will auch nicht dafür eintreten, dass man innere Werte vergessen sollte. Ich will nur meine Erfahrung deuten, dass man im Internet wählerischer und oberflächlicher ist, weil man eine enorme, anonyme Auswahl aus Profilen und Bildern hat. Und dass man sich dem Einfluss des Äußeren selbst als Romantikerin nicht entziehen kann. Ein Tagebuch als Spiegel meines erlebten Umfelds und der daraus auch für mich resultierenden Probleme - nicht mehr und nicht weniger ist das hier.


Heute stelle ich einen schon mal verlinkten Artikel ins Zentrum, der meine Ansichten im Wesentlichen widerspiegelt.
Im Übrigen bemerkenswert, dass hier mal die Fehler der Frau bei dem Liebesleben im Zentrums teht.

Was Single-Frauen falsch machen
Immer noch auf der Suche nach dem perfekten Partner? Buchautorin Lori Gottlieb weiß, warum ...
In "Nimm ihn!: Einen Richtigeren findest du nicht" erklärt Lori Gottlieb, warum zu hohe Ansprüche der Liebe schaden. Es käme weniger darauf an, nach dem Traumprinzen zu fahnden. Stattdessen sollten gerade Frauen überdenken, was wirklich wichtig ist. Die Bestseller-Autorin nennt sieben Gründe, warum Single-Frauen immer noch allein sind.


1. Wir denken, wir haben ein Recht auf den Besten:
"Frauen versuchen sich immer gute Ratschläge zu geben", so Gottlieb. "Wir sagen, 'Du verdienst das, du bist die Größte! Du bist so ein guter Fang! Jeder Mann würde sich glücklich schätzen!' Männer sagen sich so etwas nicht. Natürlich sind wir ein guter Fang, aber wir sind eben auch menschlich und wir sind nicht perfekt und das muss erst einmal jemand bis zum Ende seines Lebens aushalten. Das vergessen wir gerne. Mein Dating-Trainer forderte mich auf, alle Gründe zu notieren, warum ein Kerl nicht mit mir ausgehen wollen könnte. Am Anfang dachte ich, das wird nicht viel sein, weil ich ja eine so gute Partie bin. Er meinte nur: 'Überleg mal, ob schrullig, lieb und niedlich auch Attribute sind, die einem auf die Nerven gehen können. Weil er dich liebt, würde er aber darüber hinwegsehen. Das Gleiche musst du auch tun. Jeder muss Kompromisse machen.'"

2. Wir denken, wir haben unbegrenzte Möglichkeiten:
Gottlieb: "Du betrittst einen Laden und du willst ein bestimmtes Oberteil. Es muss zu einem bestimmten Outfit passen, eine bestimmte Farbe haben und am besten noch heruntergesetzt sein. Du findest ein schönes Stück, aber du fragst dich sofort, ob es vielleicht irgendwo da draußen noch ein besseres geben könnte - also suchst du weiter. Am Ende hast du nach drei Wochen wahrscheinlich immer noch kein besseres Oberteil gefunden als das erste. Dasselbe gilt für Männer ... Wenn du überzeugt bist, dass du eine unendliche Auswahl hast, natürlich suchst du weiter."

3. Wir sind vorverurteilend:
Gottlieb: "Die Männer, die ich für mein Buch interviewed habe, beschwerten sich darüber, dass Frauen sie so sehr vorverurteilen. Frauen gaben 300 Gründe an, warum sie mit einem bestimmten Mann kein zweites Treffen wollten, Männer lediglich drei. Wenn Männer in diesem Stadium ihres Lebens sind, dann finden sie auch jemanden, der zu ihnen passt - auch, wenn die Person oberflächlich betrachtet nicht attraktiv ist - vielleicht ist sie nicht so kultiviert und witzig wie die Ex. Aber was ein Mann in seiner Freundin sehen will, sieht er eben. Männer analysieren Frauen nicht derart, wie Frauen es mit Männern machen. Vielleicht weiß er, dass seine aktuelle Freundin nicht so heiß ist wie die zuvor, aber das ist okay. Sie ist heiß genug."

4. Wir sind wählerischer als Männer:
"Beim Online-Dating urteilen wir nach objektiven Kriterien wie Größe, Sportbegeisterung und so weiter", statt zum Beispiel der subjektiven Anziehung", weiß Gottlieb. " Wenn du ein Profil liest, sortiere nicht vorschnell aus. Du könntest dich nämlich sicher in einen Mann verlieben, der Madonna mag. Aber sicher in keinen, der nicht nett ist."

5. Wir suchen nach den Alpha-Männern:
Gottlieb: "In Städten wie New York oder Los Angeles, wo es viel um Business und Entertainment geht, findet man jede Menge 'Maximierer' - das sind Leute, die immer auf der Suche nach etwas noch besserem sind. Und 'Maximierer' daten ausschließlich 'Maximierer'. Die anderen Männer, die vielleicht ein bisschen kleiner sind, aber mindestens genauso süß und charmant, gehen leer aus. Dabei sind genau das die Partner, die dich auch mit 35, 45 oder 55 noch glücklich machen. Der Partykracher dagegen gibt vielleicht keinen so guten Ehemann ab. Vielleicht ruft er noch nicht einmal zurück. Er ist wahrscheinlich genauso vorverurteilend und wählerisch wie du - und wer will das schon?"

6. Wir denken, wir lieben uns selbst am meisten:
"Natürlich brauchen wir nicht unbedingt einen Mann", sagt Gottlieb. "Aber wenn wir einen wollen, aber mit einer Attitüde von 'am wichtigsten bin aber immer noch ich selbst' (ganz wie Samantha aus Sex and the City, die sich mit diesen Worten von dem Mann trennte, der ihr durch die schwere Zeit ihrer Krebserkrankung geholfen hatte), dann kann das nichts werden mit der Liebe. Eine Beziehung beruht auf Gegenseitigkeit. Also musst du dich selbst lieben, brauchst aber auch so viel Selbstlosigkeit, um einen anderen zu lieben. Frauen halten Samanthas Message für kraftvoll. Aber wenn du nicht allein sein willst, ist es eher eine gefährliche Ansicht."

7. Wir denken, wir müssten ausschließliche Gemeinsamkeiten haben:
Gottlieb: "Wir sagen, 'Ich schreibe, ich bin kreativ, aber er liest noch nicht mal ein Buch.' Menschen können aber auf die verschiedensten Arten kreativ sein. Vielleicht wünscht er sich auch jemanden, mit dem er besser über das letze Baseball-Match sprechen kann als mit dir. Dein Mann muss kein Alleskönner sein. Natürlich werdet ihr nicht nur Gemeinsamkeiten haben. Und das ist völlig in Ordnung. Der einzige gemeinsame Nenner sollte sein: 'Wollen wir das Gleiche vom Leben? Wollen wir heiraten?"


Um den Kontext meiner gesammelten Erfahrungen ein wenig besser zu begreifen, gebe ich Beschreibung und Kommentar zu diesen Seiten ab:
Die beiden Seiten sind unter Ilove und Liebe.de sicher bekannt. Wie bei den meisten Singlecommunities muss man für einen vollständigen Account und die Möglichkeit Leute anzuschreiben monatlich Gebühren zahlen, was mir natürlich für meine Absichten nicht in den Sinn kommt. Dabei sind Männer noch mehr benachteiligt, weil sie mit einem Gratisaccount noch weniger Möglichkeiten haben als Frauen. Ich kann immerhin mein Profil ausfüllen und Profile ansehen und ansehen lassen (ich bekomme Besucher auch angezeigt).
Im Gegensatz zu Liebe ist bei Ilove viel mehr los und kann in einem kleinen Radius Leute im Umfeld suchen. Dafür sind die Leute überwiegend so, wie zuvor beschrieben. Oft liest man in Profilen auch, dass Konsolenspiel-Fans tabu sind oder Nerds und Langweiler/Milchbubis - logisch. Logisch auch, dass da die braungebrannten, durchtrainierten, hartkantigen Sonnbrillenmachos bevorzugt werden, oder nicht? Favorisiert werden dadurch (vielleicht mangels Alternative zu den Nerds) auf breiter Masse Ar***löcher, Machos und Proleten. Aufgrund der Vielzahl derer (bislang auf mind. 3/4 geschätzt) erscheint mir das auch in unserer Gesellschaft dominierend. Bei der anderen Seite trifft man zwar viel häufiger auf sympathische und weniger protzige Leute, nur ist dafür dort wenig Aktivität.

Kurzzeitig habe ich auch noch bei einer dritten und recht bekannten Seite angemeldet.
ElitePartner ist im Grunde eine Plattform für Blinddates und Menschen, denen Standesgeplänkel und rationale Lebensplanung tendenziell und vergleichsweise wichtiger sind als innere Werte und echte Gefühle für natürlichere Faktoren. Man sieht keine Fotos (nur verschwommen), Beruf und Qualifikation stehen im Vordergrund und werden neben Profil auch neben der anonymisierenden Chiffrenummer bei Email-Vermittlungen angezeigt. Sogar nach Einkommen wird irgendwo im Profil gefragt. Man lässt sich also bei Kontaktaufnahme auf Leute ein, von denen man nur weiß, was sie beruflich machen und welche exquisit ausgerichtete Präferenzen sie in Kultur, kulinarischen Genüssen und Lifestyle haben. Alles auf Pseudoelite getrimmt. Deshalb habe ich nach wenigen Wochen meinen Account gelöscht.



Ich schließe daraus folgendes Fazit:
Ich gehöre (wie sicher viele User hier) einer Randgruppe an und sollte mir, wenn ich virtuell Kontakte knüpfen möchte, lieber eine Seite für Gothic-/Rock-/Metal-Fans, Nerds, Freaks und Konsolenfreunde suchen. Nur leider sind diese Seiten meist sehr klein und leer.
Wieder einmal mehr schließe ich als Erkenntnis des Tages aus all dem, dass Spielekonsolen und Internet für Menschen aus der Mitte der Freizeitgesellschaft ohne Bezug zu solch kulturellen Medien oft Statussymbole für langweilige Außenseiter sind, die diese für ihren Eskapismus instrumentalisieren (-> sich damit eine Ersatzwelt bauen).

Wenn ich dort das Angebot bekäme eine Beziehung aufzubauen, die mir viel versprechend erscheint, wer weiß, vielleicht würde ich zusagen. Wenn es aufgrund des sich ergebenden Interesses am Äußeren um eine Sexbeziehung handeln würde, dann wäre es sicherlich nur etwas kurzweiliges, aber wieso eigentlich nicht?
Ich glaube, dass man generell auf dem Weg zu der richtigen Partnerin über viele Leichen und gebrochene Herzen gehen muss, durch viele Enttäuschungen, kurze und vielleicht oberflächliche Beziehung, um daraus reifer zu werden, sich selbst und seine innersten Wünsche zu entdecken und was man wirklich will. Es erscheint mir auch nicht unbedingt schlecht, sich noch auszutoben, solange man noch kann. Vielen jedenfalls erging es so auf ihrer Frauensuche. Vielleicht ist das ganz natürlich so, oder was denkt ihr?

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