Sonntag, 27. Januar 2013

Von Politik auf Bratkartoffeln - Kopie vom 26.10.2012

Vorwort: Und schon wieder lag mir etwas auf der Seele, über das ich mal wieder wettern muss. In meinem Worddokument-Ordner sind sogar noch mehr Texte, die ich zur Vermeidung einer Blogschwemme erstmal dort speichere. 
Dieser Blog ist politisch recht parteiisch, wie man lesen wird, und ein wenig populistisch - warum auch nicht? Doch auch hier stecken wieder etwas Logik, gesellschaftliche Widersprüche und, wie ich finde, berechtigte Gesellschaftskritik mit drin.



Neulich war ich auf Möbelsuche und gelangte dann nach einigen Billigmärkten zu einem vielversprechenden Markt namens Zurbrüggen. "Ein Möbelpalast" sollte ich vielleicht sagen.
Die Eingangshalle fasste ein Leervolumen eines Hochhauses, geschätzte eine Millionen Lämpchen an den Treppen und Fassaden, rote Teppiche, alles nobel und prunkvoll... meiner Ansicht nach Dekadenz, kein Luxus. Das wurde mir alsbald an einigen Kunden klar, die sich vor jeder Treppenstufe scheuten und ausschließlich Fahrstühle nutzten, an den Preisen (400 € für einen Stuhl, den man anderswo für 60€ bekommt) und auch an einem auf mich leicht versnobbt wirkenden Kunden-Pärchen, das abfällig über Hartz 4-Empfänger redete. Natürlich muss man "Hartzer" dort nicht fürchten.

Alles Schmarotzer! So denken nicht nur der US-republikanische > Präsidentschaftskandidat über Beziehern von Sozialhilfen, sondern auch viele deutsche > Bürger. Klar, jeder, der Hartz 4 empfängt, lebt in spätrömischer Dekadenz und ist ein fauler Arbeitsverweigerer. Und alle Amerikaner sind die Guten und alle Islamisten sind die Bösen - gleiche Logik, gleiche populistische Oberflächlichkeit. Wenn man selber zu faul zum Denken ist, um sich ein elaboriertes und differenziertes Weltbild zu schaffen, überlässt man es der Bild oder Reality-Klischee-TV.

Wie unsinnig deren Logik ist, kann man sich an den Problemen vergegenwärtigen, mit denen arbeitssuchende Hartz 4-Empfänger zu leben haben. Sicher nicht alle, aber dennoch viele suchen verzweifelt nach einem Job, kriegen aber keinen, weil man oft von ihnen denkt, dass sie nicht arbeiten wollen. Da bewerben sie sich, zeigen, dass sie arbeiten wollen, kriegen aber eine diskriminierende Abfuhr, weil sie angeblich nicht arbeiten wollen. "Wer eine Arbeitsstelle will, kriegt auch eine!", sagen dabei doch viele so überzeugt. Wirklich? Wo wir doch faktisch einige Millionen Arbeitsplätze in Deutschland zu wenig haben (waren es mal über 5?)? Und wenn es auch dem Großteil der anderen Staaten faktisch an Stellen fehlt, Vollbeschäftigung ein Mysterium aus dem deutschen Wirtschaftswunder der 60er und 70er bleibt, wie sollen dann alle Menschen einen Job kriegen können?
Man kann vielleicht sagen, dass jeder einen Job kriegen kann, aber nicht alle. Diesen Unterschied begreifen viele noch nicht. Wenn dann auch ein Jeder einen Job kriegen können soll, müssen als erstes genau solche Vorurteile abgebaut werden und jedem, der Initiative und Engagement mit einer Bewerbung zeigt, eine Chance gegeben werden. Egal ob irgendwo im Lebenslauf Hartz 4 steht oder nicht. Wer arbeiten will, soll auch eine Chance bekommen. Und wer den obigen Logikwiderspruch nicht erkannt hat, den ich versuchte aufzuzeigen, kann meinetwegen zur FDP gehen.



Und wo wir vorhin indirekt beim amerikanischen Wahlkampf waren, möchte ich dazu auch noch ein paar Gedanken loswerden. Mir wird schwindelig, wenn ich lese, wie viel Zeit, Aufwand und Geld in Wahlkämpfe gesteckt wird. Wie viele Millionen verprassen die da in den USA, um mit ihrer Politik die Finanzprobleme in den Griff zu kriegen? Fast eine Milliarde auf jeder Seite!? Wäre das Geld nicht besser genau da gespendet und eigens investiert?
Einige Politiker beklagten sich auch darüber, dass ihre Regierungszeit zu kurz sei, um ihre Ziele zu erreichen und die Probleme in den Griff zu kriegen. 4 Jahre reichen nicht, vor allem, wenn 2 Jahre davon für Wahlkampf draufgehen. Sollten die nicht besser die ganzen 4 Jahre Politik machen und mit dem Erfolg daraus ein Wahlargument schaffen? Die sollen keine millionenschwere Werbeshow veranstalten, sondern Politik betreiben!
3 Monate Wahlkampf müssten ausreichen, maximal 6 Monate! Und jeder Kandidat, jede Partei hat nach oben hin ein Limit für die Ausgaben. Lasst nicht das Geld sprechen, sondern Worte und Konzepte! Jawoll! Sehr viele der Amerikaner sind aber eh zu dumm für Politik und wählen nur nach Aussehen, Glitzer und Menge des Konfettis. Behaupte ich mal ganz dreist. Damit auch genug des Populismus an dieser Stelle.


Nun fällt mir immerhin wieder ein, warum ich das letzte Jahr über aufgehört habe, Nachrichten zu verfolgen. Es ist vermutlich gesünder, wenn man ab und zu mal die Nachrichten links liegen lässt und sich humorvollen Kulturteilen widmet.

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