Vorwort: Und schon wieder lag mir etwas auf der Seele, über das
ich mal wieder wettern muss. In meinem Worddokument-Ordner sind sogar
noch mehr Texte, die ich zur Vermeidung einer Blogschwemme erstmal dort
speichere.
Dieser Blog ist politisch recht parteiisch, wie man lesen wird, und ein
wenig populistisch - warum auch nicht? Doch auch hier stecken wieder
etwas Logik, gesellschaftliche Widersprüche und, wie ich finde,
berechtigte Gesellschaftskritik mit drin.
Neulich war ich auf Möbelsuche und gelangte dann nach einigen
Billigmärkten zu einem vielversprechenden Markt namens Zurbrüggen. "Ein
Möbelpalast" sollte ich vielleicht sagen.
Die Eingangshalle fasste ein Leervolumen eines Hochhauses, geschätzte
eine Millionen Lämpchen an den Treppen und Fassaden, rote Teppiche,
alles nobel und prunkvoll... meiner Ansicht nach Dekadenz, kein Luxus.
Das wurde mir alsbald an einigen Kunden klar, die sich vor jeder
Treppenstufe scheuten und ausschließlich Fahrstühle nutzten, an den
Preisen (400 € für einen Stuhl, den man anderswo für 60€ bekommt) und
auch an einem auf mich leicht versnobbt wirkenden Kunden-Pärchen, das
abfällig über Hartz 4-Empfänger redete. Natürlich muss man "Hartzer"
dort nicht fürchten.
Alles Schmarotzer! So denken nicht nur der US-republikanische > Präsidentschaftskandidat über Beziehern von Sozialhilfen, sondern auch viele deutsche > Bürger.
Klar, jeder, der Hartz 4 empfängt, lebt in spätrömischer Dekadenz und
ist ein fauler Arbeitsverweigerer. Und alle Amerikaner sind die Guten
und alle Islamisten sind die Bösen - gleiche Logik, gleiche
populistische Oberflächlichkeit. Wenn man selber zu faul zum Denken ist,
um sich ein elaboriertes und differenziertes Weltbild zu schaffen,
überlässt man es der Bild oder Reality-Klischee-TV.
Wie unsinnig deren Logik ist, kann man sich an den Problemen
vergegenwärtigen, mit denen arbeitssuchende Hartz 4-Empfänger zu leben
haben. Sicher nicht alle, aber dennoch viele suchen verzweifelt nach
einem Job, kriegen aber keinen, weil man oft von ihnen denkt, dass sie
nicht arbeiten wollen. Da bewerben sie sich, zeigen, dass sie arbeiten
wollen, kriegen aber eine diskriminierende Abfuhr, weil sie angeblich
nicht arbeiten wollen. "Wer eine Arbeitsstelle will, kriegt auch eine!",
sagen dabei doch viele so überzeugt. Wirklich? Wo wir doch faktisch
einige Millionen Arbeitsplätze in Deutschland zu wenig haben (waren es
mal über 5?)? Und wenn es auch dem Großteil der anderen Staaten faktisch
an Stellen fehlt, Vollbeschäftigung ein Mysterium aus dem deutschen
Wirtschaftswunder der 60er und 70er bleibt, wie sollen dann alle
Menschen einen Job kriegen können?
Man kann vielleicht sagen, dass jeder einen Job kriegen kann, aber nicht alle.
Diesen Unterschied begreifen viele noch nicht. Wenn dann auch ein Jeder
einen Job kriegen können soll, müssen als erstes genau solche
Vorurteile abgebaut werden und jedem, der Initiative und Engagement mit
einer Bewerbung zeigt, eine Chance gegeben werden. Egal ob irgendwo im
Lebenslauf Hartz 4 steht oder nicht. Wer arbeiten will, soll auch
eine Chance bekommen. Und wer den obigen Logikwiderspruch nicht erkannt
hat, den ich versuchte aufzuzeigen, kann meinetwegen zur FDP gehen.
Und wo wir vorhin indirekt beim amerikanischen Wahlkampf waren, möchte
ich dazu auch noch ein paar Gedanken loswerden. Mir wird schwindelig,
wenn ich lese, wie viel Zeit, Aufwand und Geld in Wahlkämpfe gesteckt
wird. Wie viele Millionen verprassen die da in den USA, um mit ihrer
Politik die Finanzprobleme in den Griff zu kriegen? Fast eine Milliarde
auf jeder Seite!? Wäre das Geld nicht besser genau da gespendet und
eigens investiert?
Einige Politiker beklagten sich auch darüber, dass ihre Regierungszeit
zu kurz sei, um ihre Ziele zu erreichen und die Probleme in den Griff zu
kriegen. 4 Jahre reichen nicht, vor allem, wenn 2 Jahre davon für
Wahlkampf draufgehen. Sollten die nicht besser die ganzen 4 Jahre
Politik machen und mit dem Erfolg daraus ein Wahlargument schaffen? Die
sollen keine millionenschwere Werbeshow veranstalten, sondern Politik
betreiben!
3 Monate Wahlkampf müssten ausreichen, maximal 6 Monate! Und jeder
Kandidat, jede Partei hat nach oben hin ein Limit für die Ausgaben.
Lasst nicht das Geld sprechen, sondern Worte und Konzepte! Jawoll!
Sehr viele der Amerikaner sind aber eh zu dumm für Politik und wählen
nur nach Aussehen, Glitzer und Menge des Konfettis. Behaupte ich mal
ganz dreist. Damit auch genug des Populismus an dieser Stelle.
Nun fällt mir immerhin wieder ein, warum ich das letzte Jahr über
aufgehört habe, Nachrichten zu verfolgen. Es ist vermutlich gesünder,
wenn man ab und zu mal die Nachrichten links liegen lässt und sich humorvollen Kulturteilen widmet.
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