Sonntag, 27. Januar 2013

Gedanken zu Idealen, Prinzipien und ihrer Umsetzung - Kopie vom 11.2.2011

"Gutes tun ist wie Urinieren in eine schwarze Hose. Gibt ein warmes Gefühl, aber niemand bemerkt was."
Guter, passender Spruch. Leider wird dieser Umstand von den meisten Menschen meinen Erfahrungen gemäß als Vorwand genutzt, selber nichts besser zu machen. Die Faulheit der Anderen wird zum Vorwand, seinen eigenen Arsch nicht in Bewegung zu setzen. "Sollen die doch machen. ...Die machen ja auch nichts ... Sollen andere doch erst mal damit anfangen...". Wo man auch hinsieht; immer die gleiche Haltung und Einstellung eben wegen diesem resignierenden, ansteckenden Fatalismus, der in einem Teufelskreis mündet. Ich kenne das selber nur zu gut.
Oft ist man sich auch zu schade, für Ideale alleine einen Zacken aus der Krone zu brechen, weil man auch nicht als törichter, blauäugiger Narr ausgenutzt werden möchte. ... Na und? Ich mache beispielsweise meine Arbeit, bei der auch Mithelfen vorausgesetzt wird, nicht für Kollegen, sondern für mich und meinen Arbeitgeber (im Klartext: für mein Geld). Ist mir doch völlig wurscht, ob die sich revanchieren! Wenn Andere schlechtere Prämien, Führungszeugnisse und dann auch schlechtere Wettbewerbsfähigkeit auf dem freien Markt haben, dann freue ich mich über diese Gerechtigkeit und meine bessere kausale Weitsicht in diesen Dingen.

Begreift man dieses dumme Prinzip der Vorwände einmal voll und ganz - diese Katze, die sich in ihren eigenen Schwanz beißt - kann man sich ohne schlechtem Gewissen kaum mehr mittreiben lassen. Daher lebe ich zumindest in ein paar Dingen meine Ideale und mein Pflichtbewusstsein ohne Rücksicht auf mögliche Sinnlosigkeit.
Auf alle großen Probleme kann man seine Lebensweise selbstverständlich nicht umstellen. Das ist für mich aber kein Grund, es gar nicht zu probieren. In meinem Fall: für die Menschen tue ich nur so viel, wie ich tun muss, helfe, wo es mir nur notwendig erscheint (Zivilcourage, Bürgerpflichten wie Schneefegen - was ja auch nicht mehr selbstverständlich für alle ist). Ansonsten lasse ich auch mal Arschlöcher, die es aus meiner Sicht nicht anders verdient haben, in ihr Unglück laufen und habe dafür das größere Bedürfnis, mehr für die Umwelt zu tun. Mal sehen, was ich wie, wo und wann tun und letzten Endes erreichen kann - was dabei rumkommt steht dann immer auf einem anderen Blatt geschrieben.
Wenigstens kann ich dann sagen, dass es an Ethos und Konsequenz nicht völlig gemangelt hat. Dann singe ich lieber mit den Ärzten: "Es ist nicht deine Schuld, dass die Welt ist, wie sie ist. Es wäre nur deine Schuld, wenn sie so bleibt." Wie soll ich mir sonst so viel Kritik an der Menschheit erlauben können, wenn ich selber keinen Deut besser bin?

Wenn man einen Ethos nicht nur zur Zierde in höheren und öffentlichen Kreisen tragen möchte, bedarf es im Alltag mehr Gleichgültigkeit gegenüber Meinung und Ignoranz Anderer. "Selbstlosigkeit" wird in diesem Zusammenhang oft genannt, doch das Wort ist irgendwie verwirrend. Wer sich selbst treu bleibt und Rückgrat zeigt, ist alles andere als "selbstlos", oder nicht? 



Update:

Ein paralleles Beispiel zur Arbeit ist noch gar nicht so lange her. Wir hatten im Dezember Rekordschnee und das Schneefegen vor dem Haus und zu den Haustüren hin obliegt der Verantwortung des Hausbesitzers, die er auf seine Mieter übertragen kann. So steht es afaik im BGB. Tut der Vermieter dies nicht ganz explizit, ist das für die Meisten ein Freifahrtschein zum Faulenzen. Wieder das Prinzip "Wenn die anderen Hausparteien das nicht machen, mach ich das auch nicht!". Ich verstehe diese Haltung nicht. Was interessiert mich, was andere machen?
Vorweg sei unsere Wohnsituation dazu erklärt. Wir haben neben dem Fronteingang noch zwei Nebeneingänge. Einer davon führt zu meiner Wohnung hoch und der andere links unten daneben gehört zu einer Mitbewohnerin, die schon über 80 und daher schon sehr gebrechlich ist. Ihr kann man das Schneefegen freilich nicht mehr zumuten. Soweit denke ich dann mit und ergreife daher von selber Initiative. Das nennt man wohl eher Verantwortungsbewusstsein als Pflichtbewusstsein. Da spielt es zunächst erst mal gar keine Rolle, ob der Mirgegenüber diese Arbeit mit mir teilt. Ansprechen darf man es dann auch.
Außerdem will ich es nicht drauf ankommen lassen, falls sich dann wegen ungeschippter und ungestreuter Zuwege wirklich jemand was bricht und den Hausbesitzer verklagt. Wer gibt mir die Garantie, dass ich nicht trotzdem rechtliche Konsequenzen mit zutragen habe oder der Vermieter mich indirekt seine Folgen meines Versäumnis spüren lässt? Auf jeden Fall stehe ich dann nicht gut da.
Und dann ist da noch ein ganz wichtiger Aspekt. Übersieht etwa jeder, für wen man diese Arbeit eigentlich auch mit macht? Ja, genau, man nutzt die Wege doch auch selber. Soll ich aus irgendeiner Faulheit und Borniertheit heraus mit festen Winterstiefeln täglich durch kniehohen Schnee waten und bei Glatteis es mir selber unnötig schwer und gefährlich machen?

Somit gehört zu diesem Pflichtbewusstsein eigentlich nicht mehr als Streben nach Eigennutzen und Egoismus. Man muss nur fähig sein, kausale Gedankengänge weiter zu stricken über das Jetzt und Hier hinaus.
Das alles betrifft weitaus mehr Beispiele als das Schneefegen. Selbst wenn kein Eigennutzen in anderen Situationen erkennbar ist, kann man unter Umständen vielleicht die Hilfe anderer erwarten, wenn die eigene vorangegangen ist. Wieder mein Prinzip der Gegenseitigkeit: man darf nicht mehr von Anderen erwarten, als man selber bereit ist zu geben. Das ist eines meiner Prinzipien statt blinder Menschenliebe, das hinter meinem Handeln steht - ein kleiner, aber feiner Unterschied.   



 

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