Einleitung
Ich kam durch eine erneute N24-Doku wieder auf das Thema Zeitreisen
und musste dabei an einige Forenbeiträge der Vergangenheit und leidliche
Partyunterhaltungen mit Möchtegernintellektuellen denken. Einmal sollte die
Formel E=mc² sogar für die Begründung herhalten, dass Zeitreisen möglich sind. Ich denke da eher an den Massendefekt. Von den echten Intellektuellen kommt
sonst immer dieses Argument "mit der Lichtgeschwindigkeit um die Erde rasen" (Eklektizismus...*seufz*). Mir stellten sich wieder mal die Nackenhaare hoch, als
ich auf diesem vermeintlich seriösen Sender etwas von "Zeitreisen"
hörte. Oder wenn ich solche Artikel lese:
Das Wort "Zeitreise" an sich ist schon absurd. Es gibt so viele physikinteressierte
Laien, die da etwas aufgeschnappt haben. Nachdem ich neulich Dokus über den
Yeti und Bevölkerung anderer Planeten gesehen habe, begriff ich, dass der
Sender oft nur pseudo-wissenschaftliche Dokus zeigt. Überall diese Laien, die
stolz und hochtrabend von der Relativitätstheorie und Zeitreisen reden, ohne
auch nur ein bisschen ein Verständnis davon zu haben, was Zeit wirklich ist.
Dazu habe ich schon einige umfangreiche Forenbeiträge geschrieben, die ich hier wegen des Umfangs nicht verlinken möchte. Mein Appell: man KANN nicht über dieses Thema rund um die Zeit
philosophieren oder diskutieren, ohne sich erstmal völlig klar darüber zu
werden, was Zeit ist. Ich bin diesen intellektuellen Diskussionspartnern leider auch nur in Sachen Reflexion voraus, aber
keinen Deut in Sachen Fachwissen. Ohne dem kann man leider schlecht dagegen
argumentieren, ohne enorme Physik-Expertise auf Grad eines Physikers.
Für Laien kann ich zum Thema Relativitätstheorie das hier
empfehlen:
Was ist Zeit?
So merkwürdig das scheint, nach 10 Jahren der Reflexion zu dieser Frage und über Zeitparadoxons habe ich erst aus
linguistischer und kulturwissenschaftlicher Perspektive verstanden, was
Zeit ist: eine (sprachliche) Abstraktion. Und rein
physikalisch bedeutet diese nichts weiter als das Verhältnis von Bewegungen bzw. Geschwindigkeiten zueinander - einschließlich Körper/Systeme/Räume, die einer Geschwindigkeit unteliegen können, und der Geschwindigkeit Null. Es gibt jedoch keine negative
Geschwindigkeit, nur "negative Bewegungen" in Bezug auf eine
festgelegte Richtung (von +X nach -X in einem Koordinatensystem z.B.). Alle Geschwindigkeiten, die Körper
erfahren können, gehen von 0 bis infinitesimal unendlich (näherungsweise -
praktisch aber "nur" Lichtgeschwindigkeit). Alles, woran und womit wir Zeit messen, ist Bewegung: der biologische Alterungsprozess,
der Lauf der Planeten (Tag/Nacht/Monate/Jahre), eine mechanische Uhr und auch
digitale Uhren basieren auf Bewegung. Die Einheiten für Geschwindigkeiten und
Zeiten sind willkürlich festgelegt und auf
SI-Einheiten normiert.
Ich vermute an dieser Stelle bloß: der Zusammenhang von
Bewegung und Zeit ergibt sich analog auch aus den jetzt entdeckten Gravitationswellen
und dem, was im Video oben erklärt wird mit Längenkontraktion und
Zeitdilatation. Für mich ist es noch schwer, diese beiden Punkte auf diese
physikalische Weise zu begreifen. Besonders wenn es mathematisch wird. Obwohl
einige Grundlagen total banal sind. (Natürlich ist Gravitation =
Beschleunigung. 9,81 m/s² <- die Einheit für unsere Erdgravitation ist ja
eine Beschleunigung).
Viele Leute machen den Fehler, über so komplizierte
Materie nachzudenken, ohne sich erstmal mit der Basisfrage selber auseinander
zu setzen, was Zeit ist. Rein gedanklich und nicht mit Büchern, Texten, Videos,
Links oder sonst was (nachvollziehen ist eben nicht verstehen). Das fördert
nicht das Verständnis, sondern man versucht das lediglich Gelernte in sein
Weltbild zu pressen. Ein beeinflusstes Weltbild, in dem Zeit so etwas
Paranormales wie eine 4. Dimension ist oder wie eine Zeitachse, die man vor und
zurückspulen oder verbiegen kann, mit der Folge von Zeitreisen und Paralleluniversen.
Vergangenheit ist nicht existent
Was uns an eine existente Vergangenheit glauben lässt,
die man hypothetisch besuchen könne, sind unsere Erinnerungen, Fotos und
sonstige gespeicherte Informationen von der Vergangenheit in unserer Gegenwart.
Tatsächlich gibt es keine Vergangenheit, in die man reisen könnte. Dieser Cartoon
in dem obigen Vortrag zeigt, was ich selber schon in einem Beitrag hier erklärt
habe: Wir könnten höchstens in die "Zukunft reisen", indem wir die
Geschwindigkeit des eigenen System zu einem anderen verändern. Beispiel:
Friere ich mich ein, verändere ich die biologische
"Alterungsgeschwindigkeit". Nur ist das biologisch nicht möglich mit
Einfrieren - jedenfalls nicht, wenn man lebendig wieder auftauen möchte. Wenn
die beiden Systeme irgendwann wieder Zusammentreffen, ist eines jünger und das
andere älter wegen diesem Unterschied. Die "Zeitachse" lässt sich also, wenn man denn von einer überhaupt sprechen darf, nicht verbiegen, sondern höchstens eindimensional stauchen oder dehnen (gegenüber der eines Vergleichssystems).
"Wenn ich mich schnell genug bewege, vergeht die
Zeit für mich langsamer" heißt nämlich NICHT:
"Wenn ich mich schnell genug bewege, vergeht die
Zeit für mich rückwärts" - davon hat afaik NIE ein Physiker gesprochen.
Das hätte vermutlich nichts mit Relativität zu tun, sondern mit Hollywood.
Und wie sagte schon... irgendjemand mal (sinngemäß wiedergegeben):
"Wenn Zeitreisen möglich wären, hätten wir es schon längst bemerkt/erlebt".
Wir sollten froh sein, dass es nicht der Fall ist.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen