Mittwoch, 2. März 2016

Zeitreisen: Nichts als verschwendete Zeit


Einleitung
Ich kam durch eine erneute N24-Doku wieder auf das Thema Zeitreisen und musste dabei an einige Forenbeiträge der Vergangenheit und leidliche Partyunterhaltungen mit Möchtegernintellektuellen denken. Einmal sollte die Formel E=mc² sogar für die Begründung herhalten, dass Zeitreisen möglich sind. Ich denke da eher an den Massendefekt. Von den echten Intellektuellen kommt sonst immer dieses Argument "mit der Lichtgeschwindigkeit um die Erde rasen" (Eklektizismus...*seufz*). Mir stellten sich wieder mal die Nackenhaare hoch, als ich auf diesem vermeintlich seriösen Sender etwas von "Zeitreisen" hörte. Oder wenn ich solche Artikel lese:  
Das Wort "Zeitreise" an sich ist schon absurd. Es gibt so viele physikinteressierte Laien, die da etwas aufgeschnappt haben. Nachdem ich neulich Dokus über den Yeti und Bevölkerung anderer Planeten gesehen habe, begriff ich, dass der Sender oft nur pseudo-wissenschaftliche Dokus zeigt. Überall diese Laien, die stolz und hochtrabend von der Relativitätstheorie und Zeitreisen reden, ohne auch nur ein bisschen ein Verständnis davon zu haben, was Zeit wirklich ist. Dazu habe ich schon einige umfangreiche Forenbeiträge geschrieben, die ich hier wegen des Umfangs nicht verlinken möchte. Mein Appell: man KANN nicht über dieses Thema rund um die Zeit philosophieren oder diskutieren, ohne sich erstmal völlig klar darüber zu werden, was Zeit ist. Ich bin diesen intellektuellen Diskussionspartnern leider auch nur in Sachen Reflexion voraus, aber keinen Deut in Sachen Fachwissen. Ohne dem kann man leider schlecht dagegen argumentieren, ohne enorme Physik-Expertise auf Grad eines Physikers.

Für Laien kann ich zum Thema Relativitätstheorie das hier empfehlen:


Was ist Zeit?
So merkwürdig das scheint, nach 10 Jahren der Reflexion zu dieser Frage und über Zeitparadoxons habe ich erst aus linguistischer und kulturwissenschaftlicher Perspektive verstanden, was Zeit ist: eine (sprachliche) Abstraktion. Und rein physikalisch bedeutet diese nichts weiter als das Verhältnis von Bewegungen bzw. Geschwindigkeiten zueinander - einschließlich Körper/Systeme/Räume, die einer Geschwindigkeit unteliegen können, und der Geschwindigkeit Null. Es gibt jedoch keine negative Geschwindigkeit, nur "negative Bewegungen" in Bezug auf eine festgelegte Richtung (von +X nach -X in einem Koordinatensystem z.B.). Alle Geschwindigkeiten, die Körper erfahren können, gehen von 0 bis infinitesimal unendlich (näherungsweise - praktisch aber "nur" Lichtgeschwindigkeit). Alles, woran und womit wir Zeit messen, ist Bewegung: der biologische Alterungsprozess, der Lauf der Planeten (Tag/Nacht/Monate/Jahre), eine mechanische Uhr und auch digitale Uhren basieren auf Bewegung. Die Einheiten für Geschwindigkeiten und Zeiten sind willkürlich festgelegt und auf SI-Einheiten normiert.

Ich vermute an dieser Stelle bloß: der Zusammenhang von Bewegung und Zeit ergibt sich analog auch aus den jetzt entdeckten Gravitationswellen und dem, was im Video oben erklärt wird mit Längenkontraktion und Zeitdilatation. Für mich ist es noch schwer, diese beiden Punkte auf diese physikalische Weise zu begreifen. Besonders wenn es mathematisch wird. Obwohl einige Grundlagen total banal sind. (Natürlich ist Gravitation = Beschleunigung. 9,81 m/s² <- die Einheit für unsere Erdgravitation ist ja eine Beschleunigung).

Viele Leute machen den Fehler, über so komplizierte Materie nachzudenken, ohne sich erstmal mit der Basisfrage selber auseinander zu setzen, was Zeit ist. Rein gedanklich und nicht mit Büchern, Texten, Videos, Links oder sonst was (nachvollziehen ist eben nicht verstehen). Das fördert nicht das Verständnis, sondern man versucht das lediglich Gelernte in sein Weltbild zu pressen. Ein beeinflusstes Weltbild, in dem Zeit so etwas Paranormales wie eine 4. Dimension ist oder wie eine Zeitachse, die man vor und zurückspulen oder verbiegen kann, mit der Folge von Zeitreisen und Paralleluniversen.

Vergangenheit ist nicht existent
Was uns an eine existente Vergangenheit glauben lässt, die man hypothetisch besuchen könne, sind unsere Erinnerungen, Fotos und sonstige gespeicherte Informationen von der Vergangenheit in unserer Gegenwart. Tatsächlich gibt es keine Vergangenheit, in die man reisen könnte. Dieser Cartoon in dem obigen Vortrag zeigt, was ich selber schon in einem Beitrag hier erklärt habe: Wir könnten höchstens in die "Zukunft reisen", indem wir die Geschwindigkeit des eigenen System zu einem anderen verändern. Beispiel: Friere ich mich ein, verändere ich die biologische "Alterungsgeschwindigkeit". Nur ist das biologisch nicht möglich mit Einfrieren - jedenfalls nicht, wenn man lebendig wieder auftauen möchte. Wenn die beiden Systeme irgendwann wieder Zusammentreffen, ist eines jünger und das andere älter wegen diesem Unterschied. Die "Zeitachse" lässt sich also, wenn man denn von einer überhaupt sprechen darf, nicht verbiegen, sondern höchstens eindimensional stauchen oder dehnen (gegenüber der eines Vergleichssystems).

"Wenn ich mich schnell genug bewege, vergeht die Zeit für mich langsamer" heißt nämlich NICHT:
"Wenn ich mich schnell genug bewege, vergeht die Zeit für mich rückwärts" - davon hat afaik NIE ein Physiker gesprochen. Das hätte vermutlich nichts mit Relativität zu tun, sondern mit Hollywood.

Und wie sagte schon... irgendjemand mal (sinngemäß wiedergegeben):
"Wenn Zeitreisen möglich wären, hätten wir es schon längst bemerkt/erlebt".
Wir sollten froh sein, dass es nicht der Fall ist.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen